Wohnprojekte-Kongress: so wohnt die Zukunft

In der Gesprächsrunde diskutierten Bewohner*innen von alternativen Wohnprojekten die Vorteile und Herausforderungen. Bilder: Zukunftsstadt

Keine Angst vor Wohnprojekten – im Gegenteil – Wohnprojekte können ganz konkrete Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft liefern. Dies bewies der Kongress vom Zukunftsstadt-Experiment Wohnprojekte-Kontor und Leuphana-Studentinnen.

Forschung und Praxis an einem Tisch

Mariama Bah, Lea Postel und Katharina Tamm hatten dazu am Donnerstag, 24. Februar 2022, verschiedene Expertinnen aus Praxis und Wissenschaft eingeladen. Auch dabei: Bewohner*innen ganz unterschiedlicher Wohnprojekte aus Lüneburg und Umgebung. Ob Flächennutzungsplan, Finanzierung, Vorurteile innerhalb der Kommunalverwaltung oder von Nachbarn – alles wurde von den Anwesenden angesprochen und neue Forderungen, etwa nach einem Dachverband für alternativ Wohnende, gestellt.

Mein Haus ist dein Haus

Nach der Einführung von den Wohnkontor-Verantwortlichen Susanne Puschmann und Stephan Seeger und einer kurzen Vorstellung von Ute Platz-Cassens, die im Speicherbogen lebt, hörten die Teilnehmenden den Vortrag von Anja Bierwirth, die sich vom Wuppertal Institut digital zugeschaltet hatte. Sie erläuterte unter anderem, dass ein Viertel aller Befragten ihr Haus für eine Gemeinschaftswohnung umbauen würden. Die Hälfte könnte sich das Wohnen in alternativen Wohnformen durchaus vorstellen.

Vernetzung heißt das Zauberwort  

Da setzte dann der Vortrag von Lisa Kietzke aus Göttingen an. Sie betreut die Koordination von Wohnprojekten in der niedersächsischen Stadt und stellte vor, wie gut die Vernetzung hier schon zwischen Zivilgesellschaft und Verwaltung funktioniert und wie mehrstufig Projekte beraten und bei der Gründung unterstützt werden.

Wirkung ins Umland, Versorgung im Alter, Entlastung des Ballungsgebietes Stadt – das alles leisten Wohnprojekte für die Kommune, ergab die Forschungsarbeit von Mariama Bah, Lea Postel und Katharina Tamm. Sie stellten im Anschluss ihre Ergebnisse vor und bewiesen, wie wichtig es war, als Wissenschaftlerinnen Interviews mit allen Beteiligten zu führen und Standpunkte zu sammeln.

Flexiblere Gesetze gefordert

Häufig kam in der Diskussion der Punkt der Verordnungen und Gesetzgebungen auf, die Gründungen von Wohnformen behindern können. Dies konnte auch Constantin Alexander bestätigen. Der Leuphana-Dozent für die Transformation komplexer Systeme sieht, dass zunehmend Lösungen aus der Gesellschaft Gehör finden und nicht mehr nur die Anordnung „von oben“ durchgesetzt wird.

Dies bestätigte auch Andrea Beerli vom Forum für gemeinschaftliches Wohnen. Das Thema Finanzierung fand ebenfalls großes Interesse. „Es sollte bei jeder Bank einen Beauftragten für die Förderung von Wohnprojekten geben“, findet Sparkassenwirt Wilfried Brzynczek, der als Sparkassenwirt bereits zahlreichen Projekten auf die Beine geholfen hat und ebenfalls an der Diskussionsrunde teilnahm.

Die Veranstaltung endete mit Erfahrungsberichten von Bewohner*innen ganz unterschiedlicher Projekte. Ute Platz-Cassens (Speicherbogen) und Ole Cordruwisch (Fluse) tauschten sich darüber aus, wie offen die Lüneburger Stadtverwaltung mit ihren Gründungsideen umgegangen ist. Maria Schiffler schilderte das Miteinander und die Außenwirkung des Projektes Hofleben in Lemgrabe. Mit Paulin Möller kam auch eine Vertreterin der Tiny-House-Initiative auf dem Leuphana Campus zu Wort. Die komplette Sendung kann man hier nach schauen.

Kontakt: Susanne Puschmann

 

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