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Die Hansestadt Lüneburg zeichnet sich durch ihre unternehmerische Vielfalt aus und soll auch zukünftig als Standort in der Metropolregion Hamburg attraktiv und leistungsfähig sein. Im Rahmen des Experiments „Arbeit der Zukunft“ haben Studierende der Leuphana Universität Lüneburg sich in Kooperation mit drei Schulen in Lüneburg darüber ausgetauscht, welche Rolle Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz spielt oder wie mentale Gesundheit und Arbeiten zusammenhängen. Außerdem konnten Schüler*innen durch die Zusammenarbeit mit der Bohlsener Mühle einen wichtigen Arbeitgeber in der Region und lokale Lieferketten kennenlernen.
LOKALE BETRIEBE UND SCHÜLER*INNEN ZUSAMMENBRINGEN
Wie sollte Arbeit im Jahr 2030 aussehen? Mit dieser Frage hat sich das Experiment „Arbeit der Zukunft“ beschäftigt. Arbeitgeber*innen waren dabei die Fragen wichtig, wie sie dem Fachkräftemangel begegnen oder junge Menschen für ihre Betriebe gewinnen und die Attraktivität ihrer Arbeitsplätze steigern können: Homeoffice? Vier-Tage-Woche? Flexible Arbeitszeiten? Mit welchen Erwartungen starten die heutigen Schüler*innen in ihr zukünftiges Arbeitsleben? Gleichzeitig sollten Schüler*innen im Experiment die Chance bekommen, Unternehmen in Lüneburg kennenzulernen, erste Einblicke in lokale Lieferketten und Wirtschaftskreisläufe erhalten und für Themen wie mentale Gesundheit, Geschlechtergerechtigkeit oder Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz sensibilisiert werden. Über all dem stand die Idee, lokale Betriebe mit jungen Lüneburger*innen zusammenzubringen, um gemeinsam zu überlegen, wie Arbeiten in Zukunft gestaltet und umgesetzt werden kann.
Im Projektseminar zum Experiment „Arbeit der Zukunft“ haben im Wintersemester 2022/2023 Erstsemesterstudierende der Leuphana Universität mit der Heiligengeistschule, der Wilhelm-Raabe-Schule, der Oberschule am Wasserturm und dem regionalen, auf nachhaltige Produkte spezialisierten Unternehmen Bohlsener Mühle zusammengearbeitet. Ansprechpartner für die Studierenden bei der Bohlsener Mühle war der damalige Nachhaltigkeitsmanager Jan-Ole Brandt. Dabei konzentrierte sich jede Arbeitsgruppe auf ein eigenes Projektthema im Zusammenhang mit „Arbeit der Zukunft“ und arbeitete mit Schüler*innen unterschiedlicher Altersgruppen und Schulformen. Eine der Arbeitsgruppen plante für Grundschüler*innen der Heiligengeistschule eine Unterrichtseinheit zu Geschlechterstereotypen in der Arbeitswelt und führte diese anschließend selbst durch. Die Studierenden konnten so direkt im ersten Semester an der Leuphana Universität praktische Erfahrungen sammeln und die Kinder spielerisch dazu einladen, Geschlechterklischees zu überdenken. Zwei weitere Studierendengruppen haben mit der Bohlsener Mühle und der Oberschule am Wasserturm zusammengearbeitet. Hier wurde nicht nur ein inklusives Konzept für eine Betriebsbesichtigung der Bohlsener Mühle entwickelt und mit einer achten Klasse der Oberschule am Wasserturm ausprobiert, sondern auch ein Konzept für ein Betriebspraktikum erstellt. Im Rahmen der Betriebsbesichtigung konnten die Schüler*innen unter anderem die alte Mühle und die Bäckerstube kennenlernen und bei einem Produkttest mit allen Sinnen auch etwas über Qualitätsmerkmale und -kontrollen erfahren. Als nachhaltiges, regionales Unternehmen war es der Bohlsener Mühle ein Anliegen, den Schüler*innen die Vielfalt der Arbeitsmöglichkeiten und den kompletten Herstellungsprozess der Produkte aufzuzeigen. Das Feedback der Schüler*innen der Oberschule am Wasserturm, ihrer Lehrkräfte und der verantwortlichen Mitarbeiter*innen der Bohlsener Mühle ist anschließend in das finale Konzept für inklusive Betriebsbesichtigungen eingeflossen. Währenddessen haben Schüler*innen einer 11. Klasse der Wilhelm-Raabe-Schule vor und nach ihren Betriebspraktika im Unterricht mit einer weiteren Arbeitsgruppe des Projektseminars über mentale Gesundheit am Arbeitsplatz und im Rahmen eines Projekttages über Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz diskutiert. Hier wurden auch die Perspektiven von Arbeitgeber*innen aus der Region integriert, mit denen im Vorfeld Interviews geführt wurden.
Wie die „Arbeit der Zukunft“ in Lüneburg aussehen könnte, wurde im März 2023 auf der Konferenzwoche an der Leuphana Universität Lüneburg auf einem interaktiven Zukunftsstadtparcours präsentiert. Die Konferenzwoche ist für tausende Studierende kostenfrei zugänglich und auch alle interessierten Lüneburger*innen konnten den Zukunftsstadtparcours besuchen. So kamen auch einige der Projektpartner*innen und beteiligten Schüler*innen vorbei, um die Ergebnisse zu diskutieren. In Zusammenarbeit mit der Heiligengeistschule ist Material für eine 120-minütige Unterrichtseinheit für Schüler*innen der 4. Klasse zum Thema „Geschlechterstereotype beim Berufswunsch reflektieren und hinterfragen“. Im Rahmen der Erprobung der Einheit wurden die Kinder zur Auseinandersetzung und Reflektion von bewussten und unbewussten geschlechtsabhängigen Rollenzuschreibungen im Alltag sowie beim eigenen Berufswunsch angeregt. Die empirische Begleitung durch die Studierenden zeigte, dass seitens der Kinder durchaus Geschlechterstereotype hinsichtlich verschiedener Berufe existieren und dass die Mehrheit der Kinder nach der Durchführung der Einheit eine weniger eindeutige geschlechterspezifische Charakterisierung von Arbeitsbereichen wie z.B. Feuerwehr, Polizei, oder Kita vornahm. Dies deutet darauf hin, dass eine Reflektion der eigenen Rollenbilder durch die Unterrichtseinheit angeregt werden kann. In Zusammenarbeit mit der Oberschule am Wasserturm und der Bohlsener Mühle ist einerseits ein Konzept für eine inklusive Betriebsbesichtigung sowie andererseits für ein Praktikum bei der Bohlsenser Mühle entstanden. Das Konzept für die Betriebsbesichtigung wurde mit einer 8. Klasse der Oberschule am Wasserturm erprobt und beide Konzepte sind auf die Bedürfnisse der Projektpartner zugeschnitten. Die Einrahmung des Betriebspraktikums für Schüler*innen der 11. Klasse an der Wilhelm-Raabe-Schule hat dazu beigetragen, dass Aspekte der mentalen Gesundheit anschließend einen höheren Stellenwert bei den Schüler*innen bekommen haben. Zuletzt haben die Studierenden in ihren Projektgruppen erlebt, dass sie mit ihrer Forschung einen konkreten, gesellschaftsrelevanten Unterschied machen und etwas verändern können.
Durch das Experiment „Arbeit der Zukunft“ konnten Schüler*innen wertvolle Impulse für ihre Zukunft mitnehmen. Sie wurden für die Bedeutung von mentaler Gesundheit am Arbeitsplatz sensibilisiert, haben eine Idee von lokalen Wertschöpfungsketten bekommen und entscheiden vielleicht ein bisschen freier von Geschlechterstereotypen, in welchen Beruf sie einsteigen möchten.
Das für die Grundschüler*innen der Heiligengeistschule erstellte Unterrichtsmaterial kann von den Lehrkräften der Schule auch zukünftig selbst eingesetzt werden. Sollte dieses veröffentlicht werden, könnte das Material auch weiteren Grundschulen zugänglich gemacht werden. Der Leitfaden für die Betriebsbesichtigung der Bohlsener Mühle von Schüler*innen der Oberschule am Wasserturm kann nicht nur von den Projektbeteiligten sondern auch von anderen Schulen und Betrieben genutzt werden. Für das Betriebspraktikum können die beiden Praxispartner*innen weiterhin mit dem erstellten Konzept zusammenarbeiten. Es kann der Bohlsener Mühle auch als Grundlage für Schülerpraktikant*innen anderer Schulen dienen. Auch das Unterrichtskonzept zur Rahmung des Betriebspraktikums zur Reflexion mentaler Gesundheit am Arbeitsplatz für die 11. Klasse kann von der beteiligten Schule sowie ggf. weiteren Schulen im Unterricht eingesetzt eingesetzt werden. Zuletzt wurde auch eine Kooperation zwischen einer Schule und der Bohlsener Mühle initiiert, die fortgeführt werden kann.
Die Zukunftsstadt Lüneburg ist eine Kooperation von Stadtgesellschaft, Universität Leuphana und der Stadtverwaltung.