Stadt der Lebens- und Umweltqualität
Lüneburg verbindet nachhaltige Baukultur und Mobilität
Ein schöner Sommertag in den Dreißigern. Auf der Plattform des Wasserturms tummeln sich Lüneburger und Touristen und genießen die Aussicht auf die Dachlandschaft der Hansestadt. „Was für ein Panorama!“. Rote Dächer, alter Backstein, kleine Gassen, mittelalterliche Kirchen und dazu erstaunlich viele grüne Tupfer nah und fern. Die Blicke wandern über eine der schönsten Städte Norddeutschlands. Eine Stadt, die als ungemein attraktiv gilt und die Menschen anzieht.
Aufgrund ihrer Anziehungskraft ist die Stadt in den vergangenen 10 Jahren weiter gewachsen und konnte viele neue Bürgerinnen und Bürger begrüßen. Diese Dynamik stellte die Stadt natürlich vor Herausforderungen. Doch Lüneburg hat das Wachstum aktiv und im Sinne einer lebenswerten Stadt der kurzen Wege gestaltet – und so insgesamt die Abhängigkeit vom Auto verringert. Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Stadt ist Lüneburg weit vorangekommen. Klar: In den letzten Jahren wurden auch neue Flächen am Stadtrand bebaut. Dies ließ sich nicht vermeiden, um den angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten und soziale Folgen abzufedern. Um die ambitionierten Nachhaltigkeitsziele Lüneburgs zu erreichen, wurden jedoch auch die Möglichkeiten innerhalb der ohnehin schon bestehenden Bebauung genutzt. Kleine Mikrohäuser sind auf Restgrundstücken oder Brachen entstanden. An größeren Straßen wurden in die Jahre gekommene Gewerbebauten durch neue Mischnutzungen ersetzt, in denen selbstverständlich auch gewohnt wird. Die eine oder andere unrentabel gewordene Tankstelle wurde überbaut. Und wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass sich sogar größere Parkplätze für den Wohnungsbau umnutzen lassen? Als besondere Potenziale wurden die überwiegend locker bebauten Siedlungen der Nachkriegszeit sowie die älteren Einfamilienhausgebiete erkannt. Hier konnten behutsam neue Wohnungen in den Bestand integriert werden. Die Entwicklung der Stadt nach Innen war jedoch alles andere als einfach. Politik und Verwaltung mussten im Interesse des Gemeinwohls Mut beweisen. Und sie mussten die Möglichkeiten einer aktiven Bodenpolitik kreativ ausschöpfen. Nachbarschaften sind dabei näher zusammengerückt. Viele Bestandsgebäude wurden saniert und mit solarer Energieerzeugung ergänzt. Mobilitätsangebote wurden hinzugefügt und vor allem wurde „grüner Mehrwert“ durch Treffpunkte und hochwertige Freiräume geschaffen.
Durch das konsequente Neudenken von Verkehr und Mobilität in den 2020er Jahren hat der öffentliche Raum in hohem Maße profitiert. Lüneburg ist heute eine Stadt, die viele Möglichkeiten zum Flanieren und Aufenthalt bietet. Begrünte Plätze, Begegnungsorte und breite Wege prägen das Bild der Stadt – an vielen Stellen kombiniert mit weiteren Nutzungen und mit Mobilitätsangeboten.
Was den Menschen besonders wichtig ist: Lüneburg hat trotz aller Veränderungen nichts von seiner Kompaktheit und Schönheit verloren. Im Gegenteil: Lebensqualität wurde zum Prinzip erklärt und durch eine nachhaltige Baukultur weiterentwickelt. Die Stadt ist so insgesamt noch grüner geworden. Die vielen Bäume, die zu Beginn der Zwanziger Jahre gepflanzt wurden, sind inzwischen groß und spenden Schatten. Begrünte Hausfassaden und begrünte Dächer ergänzen das historische Stadtbild. Sie verbessern das Raumklima, speichern Wasser und dienen als Zuhause für Vögel und Insekten. Sogar in der Innenstadt fanden sich einige Flachdächer und Nachkriegsbauten, die sich für eine Begrünung eignen. Wie die große Mehrheit europäischer Städte hat Lüneburg auch den Verkehr im Stadtzentrum neu organisiert und so viel Platz gewonnen, der für die Menschen gestaltet wurde. Die grünen Inseln etwa sind inzwischen ein beliebtes Fotomotiv und laden zum geselligen Plausch oder zum Mittagsschläfchen ein. Und entlang des von modischen Fahrrädern dominierten Fahrradstraßenrings gibt es Räume zum Flanieren.
Obwohl die Stadt insgesamt gewachsen ist, hat sich die Wohnqualität in vielen Bereichen der Stadt verbessert. Alt- und Neubauten wurden energetisch saniert. In den heute deutlich ruhigeren Straßen sieht man viele Solaranlagen und begrünte Häuser sowie Mobilitätsangebote im direkten Wohnumfeld. Auch für Mietwohnungen gibt es Möglichkeiten, um E-Autos mit Ökostrom zu laden.
Die Innenstadt mit ihren Geschäften und Dienstleistungsangeboten ist immer noch gut erreichbar. Verändert hat sich allerdings das, was die Menschen unter Erreichbarkeit verstehen. Denn um in der Stadt von A nach B zu gelangen, werden heute vielfältige Mobilitätsangebote genutzt und miteinander kombiniert. Das Auto spielt im Stadtverkehr weiterhin eine Rolle, allerdings nicht mehr die Hauptrolle. Es ist einfach so: die Alternativen sind in den letzten Jahren viel attraktiver geworden. Insbesondere im Öffentlichen Nahverkehr hat sich eine Menge geändert. Die Öffentlichen Verkehrsangebote sind schneller und kundenfreundlicher. Sie haben Vorrang im Straßenverkehr, engere Taktungen und die gesamte Region ist gut an das Oberzentrum angebunden. In allen Bereichen innerhalb der Stadt nutzt man gerne den Bus oder einen Sharingdienst, weil das schneller und günstiger ist als mit dem eigenen E-Auto. Und eine Fahrt mit dem Rad im komfortablen Radwegenetz ist sowieso unschlagbar. Auf breiten Wegen und unter „grünem Himmel“ durch die Stadt – Lüneburg, Du gefällst uns.
In 2030 ist die viel beschworene Mobilitätswende in vollem Gange. Vor allem im Nahverkehr hat sich eine Menge geändert. Der gute ÖPNV in Lüneburg lässt einen schnellen Umstieg in den Fernverkehr zu und ergänzt den Deutschland-Takt der Deutschen Bahn.
Grundprinzipien
Klimabilanz und Klimafolgen für alle Maßnahmen und Projekte der Stadt; Klima- und Umweltschutz als Kernaufgabe
Verschattung von Plätzen und Straßen durch Bäume zum Schutz vor Hitze; Gebäudebezogener Hitzeschutz; Entsiegelung von verdichteten Böden und Flächen; Speicherung und Nutzung von Regenwasser
Vernetzung von Naturräumen, Parks und Wasserbereichen; Einbeziehung auch von privaten Grünbereichen (insb. von Wohnungsbauunternehmen, Mehrfamilienhäusern); Naherholungskonzept
Mehr Straßenbäume und Pocket Parks; Begrünung von Dächern, Wänden, Fassaden und Höfen (insb. auch in Gewerbegebieten); Anteil der Waldfläche im Stadtgebiet nimmt zu (auch als CO2-Senke); Sicherung der innerstädtischen Grünbereiche auch gegenüber Bebauung; Instrumente zur Umsetzung (Pflanzgebote, Baumschutzsatzung, Förderanreize, Wettbewerbe)
Biotopvernetzung; ökologische Aufwertung von Freiräumen
Reduzierung von Lärm und Schadstoffbelastungen; Sicherung von Kaltluftentstehungsgebieten und Frischluftschneisen
Ausbau von nachhaltiger Energieversorgung; aktive Mitarbeit der Stadt in der Wasserstoffregion (Modellprojekte umgesetzt und sichtbar)
maßvolle Verdichtung im Bestand (Dachgeschossausbau etc.); Lückenschluss der Bestandsbebauung im städtebaulichen Kontext
kompakter Städtebau; Mehrfachnutzung von Flächen; Nutzungsmischung; Stadt der kurzen Wege; aktive Bodenpolitik und strategische Flächenbevorratung; Modelle für autoreduzierte Quartiere
Erhöhung der Energieeffizienz von Gebäuden und zunehmender Einsatz erneuerbarer Energien; Fokus auf recycelbare Baustoffe; ressourcenschonende Bauweisen berücksichtigen; Urban Mining; Umnutzung von Bestandsgebäuden anstelle Abriss
Gestaltungsprinzipien in der Lüneburger Baukultur sind entwickelt und angewendet; städtebauliche und architektonische Konzeptvergaben; Zusammendenken von Architektur und Freiraum; breites Wissen und Interesse über ökologische Bauweise und Umgang mit historischer Substanz (Kompetenzzentrum); historische Dachlandschaft und Denkmale in der Innenstadt werden erhalten
langfristige Perspektive; problem- und lösungsorientierte Prozesse; Konfliktbewältigung durch Austausch und Partizipation
vielfältig nutzbare Plätze und Grünflächen; Begegnungszonen, Gemeinschaftsflächen und multifunktionale Straßenräume; Bedarfe von mobilitätseingeschränkten Personen werden dabei berücksichtigt
Stärkung und Priorisierung des Umweltverbunds (Fuß, Fahrrad, ÖPNV), Aufbau von multimodalen Mobilitätsketten als Alternative zum Pkw (Mobilitätsstationen, Umsteigeknoten etc.); Angebote für Carsharing, Stadtrad und weitere Formen der geteilten Mobilität; die Spielräume des übergeordneten Rechtsrahmens werden weitestgehend ausgenutzt und Weiterentwicklungen angestoßen
barrierefreie, breite Wege und hohe Wegequalität; durchgängiges und lückenloses Wegenetz (auch in die Region); hohes Sicherheitsgefühl und insb. sichere Schulwege; komfortables und sicheres Fahrradparken zuhause und unterwegs (Fahrrad-Stellplätze in den Quartieren); Diebstahlprävention
Mehr Lüneburger benutzten regelmäßig den ÖPNV; ÖPNV wird emissionsfrei und lärmarm; Abstimmung auf Deutschland-Takt der Deutschen Bahn; neue Finanzierungswege und neues Denken im Bereich ÖPNV in Zusammenarbeit mit dem Landkreis; SPNV in der Region ist verknüpft, bindet das Oberzentrum an
Ladeinfrastruktur wächst mit steigendem Anteil an E-Autos; in der Innenstadt wird überwiegend in Parkhäusern geparkt und deutlich weniger im Straßenraum; Carsharing-Angebote auch in der Innenstadt deutlich ausgebaut